Employee Experience Survey

Beim Open Employee Experience Survey (OEES) handelt es sich um einen Fragebogen sowie Leitfaden zur Erfassung und Besprechung der individuellen Mitarbeitendenzufriedenheit, der sich dem HR-Ansatz der sogenannten Employee Experience (EX) zuordnen lässt und sich an der stark wachsenden angelsächsischen “Engagement-for-Success-Bewegung” orientiert. Das Instrument entstammt dem “Employee Experience Genome Project” von Joyous Labs auf Grundlage umfassender Sichtung von Forschungsliteratur und Studienergbnissen aus den Bereichen Mitarbeiterzufriedenheit, organisationales Commitment und Personalführung.

Das zugrunde liegende Modell verknüpft verschiedene Ausgangsvariablen in Form von individuellen Erfahrungen in besonders relevanten Dimensionen des Arbeitserlebens zu einem Gesamtfaktor, welcher sich als solcher auf das Engagement in der Arbeitstätigkeit und schliesslich die Geschäftsleistung auswirken soll.

Die Autoren von Joyous Labs gehen davon aus, dass praktisch alle Erfahrungen der Mitarbeitenden am Arbeitsplatz durch Entscheidungen auf Führungsebene beeinflusst werden. Entsprechend nimmt das Führungsverhalten in ihrem Ansatz eine zentrale Rolle ein. Insofern wäre es naheliegend, in einer Befragung der Mitarbeitenden direkt auf das Führungsverhalten zu fokussieren und eine unmittelbare Beurteilung dieses Verhaltens in den Mittelpunkt zu rücken. Für das Erleben der Mitarbeitenden ist aber zumeist nicht das Verhalten der Vorgesetzten per se entscheidend. Wichtiger sind die Ergebnisse, welche sich indirekt aus getroffenen Führungsentscheiden ergeben. Gemeint sind hiermit beispielsweise die resultierende Sicherheit oder das Vorhandensein von klaren Zielvorgaben.

Die Beurteilung der Arbeitssituation wird im OEES-Fragenbogen in drei Dimensionen von Erfahrungen erhoben und zu einem zusammenfassenden Faktor Erfahrung verdichtet. Gemäss Modell handelt es sich dabei um die drei folgenden Dimensionen, die sich wiederum aus verschiedenen Subdimensionen zusammensetzen:

1. Kultur und Umgebung
2. Fairness und Einbezug
3. Wohlbefinden

Als zweiter zusammenfassender Faktor wird auch eine Beurteilung des Engagements erhoben und der Erfahrung gegenübergestellt. Dieser Faktor Engagement setzt sich ebenfalls aus drei Subdimensionen zusammen: Verbundenheit, Vertiefung und Antrieb.

Beschreibung der Dimensionen

Kultur und Umgebung

Kultur und Umgebung werden zusammengefasst, weil es sich in einem übergeordneten Sinn um “Ressourcen” handelt, die zur Erfüllung der Arbeitsaufgaben benötigt werden. Es kann zwischen physischen und sozialen (oder psychologischen) Ressourcen unterschieden werden. Unter Kultur werden dabei die Normen, Vorgehens- und Verhaltensweisen einer Arbeitsgemeinschaft verstanden. Die Kultur am Arbeitsplatz vermittelt den Mitarbeitenden Sinnhaftigkeit, Wertinhalte, Erwartungen und Ziele, während sich die Umgebung auf physische Arbeitsbedingungen und zur Verfügung stehende Arbeitsmittel bezieht. Eine passende Kultur und Umgebung bestärkt ein Arbeitsteam: Mitarbeitende haben Klarheit darüber, was von ihnen erwartet wird, sie sehen sich verantwortlich für ihre eigenen Arbeitsergebnisse und sie verfügen über adäquate Arbeitsmittel und Arbeitsplatzeinrichtungen zur Erfüllung der gestellten Aufgaben. Als Subdimensionen werden erfasst:

• Transparenz
• Verantwortlichkeit
• Physische Arbeitsumgebung

Fairness und Einbezug

In der Arbeit vergleichen wir die Behandlung, die wir selber erfahren, mit der wahrgenommenen Behandlung anderer. Solche Vergleiche bilden die Basis für unser Zugehörigkeitsgefühl und die erlebte Fairness. Der Einbezug in Entscheidungen, die Möglichkeit zur Einflussnahme und zur Entwicklung sowie eine gleichwertige Anerkennung von Arbeitsleistungen tragen massgeblich zur erlebten Wertschätzung bei und wirken sich ermutigend und anregend auf unsere Arbeitstätigkeit aus. Als Subdimensionen werden erfasst:

• Zugehörigkeit
• Einflussmöglichkeiten
• Fairness

Wohlbefinden

Das psychologische Wohlergehen der Mitarbeitenden am Arbeitsplatz moderiert das Verhältnis zwischen Arbeitsanforderungen und den verfügbaren Ressourcen: Erfahren Mitarbeitende am Arbeitsplatz Unterstützung und Sicherheit, können sie hohen Arbeitsanforderungen gestärkt und befreit begegnen. Ebenso wird ein Ausgleich zwischen Erfordernissen und Voraussetzungen unterstützt, wenn die Mitarbeitenden die Möglichkeit erhalten, die Arbeitsbelastung in direkter Weise selber regulieren zu können. Als Subdimensionen werden erfasst:

• Unterstützung
• Sicherheit
• Arbeitsbelastung

Engagement

Das Engagement der Mitarbeitenden entspricht dem Mass der emotionalen Beteiligung an der Arbeit und ihren Zielen. Engagierte Mitarbeitende interessieren sich für ihre Arbeit, die Organisation und den Geschäftserfolg. Sie sind bereit, die Ziele der Organisation überdauernd zu verfolgen und die organisatorische Leistung zu verbessern. Gespiesen wird das Engagement durch eine positive Arbeitskultur, eine adäquate Arbeitsumgebung, erlebte Fairness, die Möglichkeit zur Mitbestimmung und das Wohlbefinden in der Arbeit. Als Subdimensionen werden erfasst:

• Verbundenheit
• Vertiefung
• Antrieb

Einsatzbereich

Der Open Employee Experience Survey (OEES) ist kein psychodiagnostischer Test, sondern ein Instrument zur Erhebung der Mitarbeitendenzufriedenheit als Gesprächsgrundlage und Ausgangspunkt für die Ableitung und Diskussion von Verbesserungsmöglichkeiten. Das Instrument eignet sich für eine Befragung von arbeitstätigen Erwachsenen im Angestelltenverhältnis. Obwohl das Instrument primär für einen unternehmensinternen Einsatz durch Vorgesetzte und/oder HR-Fachpersonal konzipiert ist, kann es auch in externen Beratungssettings zur Anwendung gelangen und genutzt werden.

Bei einer unternehmensseitigen Verwendung kommt zum Tragen, dass das “Employee Experience Genome Project” nicht alleinig auf eine Beurteilung durch die Mitarbeitenden ausgerichtet ist, sondern auch Ansätze zur Verbesserung der Arbeitssituation und der resultierenden Zufriedenheit aufgreift: Durch eine Reihe von offenen Fragen zu den erfassten Dimensionen wird ein Austausch zur Situation und den Erfahrungen stimuliert. Eine offene Diskussion zwischen Führungspersonal und Mitarbeitenden soll auf diese Weise die Verbesserung relevanter Faktoren unterstützen. In der Feedbackzusammenstellung werden die offenen Fragen zur Eröffnung einer Konversation und zur Förderung von konstruktiver Kritik direkt mit den Ergebnissen aus der Befragung zur Verfügung gestellt. In diesem Sinn lässt sich der Opentest Premium Report bei diesem Instrument auch mehr als Gesprächsleitfaden denn als reinen Ergebnisbericht verstehen.

Bearbeitungsdauer

Die Beurteilung und Beantwortung der 24 Items lässt sich in der Regel in 10-15 Minuten vornehmen und abschliessen.

Lizenzierung

Das “Employee Experience Genome Project” von Joyous Labs steht als Open-Source Projekt unter der Creative Commons Lizenz CC0 (Creative Commons Zero v1.0 Universal) zur Verfügung. Das Fragebogeninstrument kann demnach frei genutzt, modifiziert, übersetzt oder weiterverarbeitet werden. Daraus ergibt sich, dass auch die deutschsprachige Adaption als Umsetzung auf der Opentest-Plattform unter derselben Lizenz steht: Sie dürfen das Werk gemäss Creative Commons Lizenz CC0 entsprechend für kommerzielle und nicht-kommerzielle Zwecke kopieren, verändern, verbreiten und einsetzen. Eine Angabe zur ursprünglichen Herkunft des Werks wird im Zusammenhang mit jeglicher Publikation unter Verweis auf das “Employee Experience Genome Project” ausdrücklich erbeten. Genaueres zur Lizenzierung erfahren Sie hier.