Open NEO-28

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Verfahren

Der Open NEO-28 Test stellt eine erweiterte Fassung des Open BIG-5 Test dar. Wie auch der Open BIG-5 Test orientiert sich der Open NEO-28 Test an dem Fünf-Faktoren-Modell der Persönlichkeit von Paul Costa & Robert McCrae und ermöglicht somit eine Erfassung der fünf bedeutsamen Faktoren in Form von Globalskalen. Als Verfeinerung wird jede der fünf übergeordneten Globalskalen jedoch differenzierter durch je fünf oder sechs untergeordnete Aspektskalen erfasst. In diesem Sinne basiert der Open NEO-28 Test auf einem hierarchisch aufgebauten Persönlichkeitskonzept.

Die fünf Globalskalen und die insgesamt 28 Aspektskalen bilden ein breites Spektrum von Verhaltensausrichtungen im sozialen Bereich sowie verschiedene Einstellungs-, Erlebens- und Motivationsmerkmale ab. Folgende Global- und Aspektskalen werden mit dem Open NEO-28 erhoben:

  • Neurotizismus
    • Ängstlichkeit
    • Reizbarkeit
    • Schwermut
    • Schüchternheit
    • Impulsivität
    • Vulnerabilität
  • Extraversion
    • Gesellschaftssinn
    • Durchsetzungskraft
    • Aktivitätslevel
    • Erlebnissuche
    • Fröhlichkeit
  • Offenheit für Erfahrungen
    • Vorstellung
    • Ästhetik
    • Emotionen
    • Handlungen
    • Abstraktion
    • Werte
  • Verträglichkeit
    • Vertrauen
    • Redlichkeit
    • Sanft- und Edelmut
    • Selbstbescheidung
    • Gutherzigkeit
  • Gewissenhaftigkeit
    • Selbstwirksamkeit
    • Ordnungsbewusstsein
    • Pflichtbewusstsein
    • Leistungsorientierung
    • Selbstdisziplin
    • Vorsicht

Das Instrument erlaubt aufgrund seiner Bandbreite eine differenzierte und umfassende Untersuchung und Beschreibung der Persönlichkeit.

Beschreibung der Merkmale (Global- und Aspektskalen)

Neurotizismus

Dieses Konstrukt spiegelt individuelle Unterschiede in der emotionalen Stabilität von Personen wider. Der Kern der Dimension liegt in der Art und Weise, wie Gedanken und Gefühle, vor allem negativer Ausprägung, erlebt werden. Der Begriff Neurotizismus darf dabei keinesfalls grundsätzlich im Sinne einer psychischen Störung verstanden werden. Tatsächlich können beide Ausprägungen dieser Dimension eine positive Konnotation einnehmen: So gehen hohe Neurotizismuswerte zwar mit höherer Nervosität, Ängstlichkeit und Unsicherheit einher, können aber bis zu einem gewissen Mass auch für eine erhöhte Sensibilität und ein ausgefülltes Gefühlsleben stehen. Personen mit niedrigen Neurotizismuswerten hingegen beschreiben sich selbst als emotional stabil, ruhig, ausgeglichen und sorgenfrei.

Aspekte dieser Skala bilden die folgenden Merkmale:

  1. Ängstlichkeit: Tendenz zu Sorgen, Bedenken und Furcht im Allgemeinen.
  2. Reizbarkeit: Tendenz zu Empfindungen wie Gereizheit, Ärger und Wut.
  3. Schwermut: Tendenz zu Empfindungen der Niedergeschlagenheit und Entmutigung.
  4. Schüchternheit: Tendenz zu Emotionen wie Verlegenheit und Unsicherheit im Umgang mit anderen.
  5. Impulsivität: Schwache Ausprägung von Kontrolle über Begierden und unmittelbare Wünsche.
  6. Vulnerabilität: Tendenz zur Beschäftigung mit eigenen Gefühlen in Stress- und Entscheidungssituationen.

Extraversion

Diese Dimension beschreibt die Präferenz für soziale Situationen und das Verhalten darin. Personen mit hohen Extraversionswerten suchen sozialen Anschluss und sind sozial aktiv. Sie beschreiben sich als heiter, impulsiv, energisch und aktiv. Personen mit niedrigen Extraversionswerten sind gerne allein, unabhängig und beziehen ihre Energie von innen heraus.

Aspekte dieser Skala bilden folgende Merkmale:

  1. Gesellschaftssinn: Bedürfnis nach sozialem Anschluss und offenem Auftreten in Gesellschaft.
  2. Durchsetzungskraft: Tendenz zur lenkenden Einflussnahme auf andere und selbstbewusstem Auftreten.
  3. Aktivitätslevel: Ausmass an Unternehmungslust und Entschlusskraft.
  4. Erlebnissuche: Tendenz zur Abenteuerlust und Risikobereitschaft.
  5. Fröhlichkeit: Tendenz zu Ausgelassenheit, Heiterkeit und Optimismus.

Offenheit für Erfahrungen

Mit dieser Eigenschaft wird das Interesse an neuen Erfahrungen sowie die Intensität der Beschäftigung mit diesen Erlebnissen zum Ausdruck gebracht. Personen mit hohen Offenheitswerten beschreiben sich als neugierig, originell, erfinderisch und experimentierfreudig. Sie besitzen ein lebhaftes Vorstellungsvermögen, pflegen eine Vorliebe für Abwechslung (statt Routine) und neigen zu neuartigen Aktivitäten. Personen mit niedrigen Offenheitswerten orientieren sich hingegen eher an traditionellen Werten und Verhaltensmustern. Sie vertreten herkömmliche Ansichten und gehen gerne pragmatisch vor.

Aspekte dieser Skala bilden verschiedene Offenheiten für die folgenden Dimensionen:

  1. Vorstellung: Offenheit für Gedankenspiele und lebhafte Vorstellungen.
  2. Ästhetik: Offenheit für Natur- und Kunsterfahrungen (wie Malerei, Musik und Bühne).
  3. Emotionen: Offenheit für intensives Erleben von Gemütsbewegungen.
  4. Handlungen: Offenheit für neuartige Erlebnisse und das Erproben unbekannter Handlungsweisen.
  5. Abstraktion: Offenheit für theoretische Auseinandersetzungen und abstrakte Gedankengänge.
  6. Werte: Tendenz zur Hinterfragung herkömmlicher Wertvorstellungen.

Verträglichkeit

Die Dimension Verträglichkeit beschreibt, wie mit anderen Personen umgegangen wird. Personen mit einer hohen Ausprägung dieses Merkmals sind zu allen Mitmenschen freundlich und schaffen für andere eine angenehme Atmosphäre. Sie begegnen anderen mit Verständnis, Wohlwollen, Akzeptanz und Mitgefühl. Personen mit niedrigen Verträglichkeitswerten beschreiben sich im Gegensatz dazu als antagonistisch und misstrauisch gegenüber den Absichten anderer Menschen.

Aspekte dieser Skala bilden die folgenden Merkmale:

  1. Vertrauen: Bereitschaft zu zwischenmenschlichem Vertrauen und den grundsätzlichen Glaube an die Aufrichtigkeit anderer.
  2. Redlichkeit: Tendenz zur Ablehnung von manipulativen, listigen und taktischen Verhaltensweisen bei der Erreichung eigener Ziele.
  3. Sanft- und Edelmut: Entgegenkommen, Milde und Uneigennützigkeit gegenüber Mitmenschen.
  4. Selbstbescheidung: Bereitschaft zur Selbstlosigkeit und Zurückstellung der eigenen Person mit ihren Besonderheiten.
  5. Gutherzigkeit: Ausmass an Mitgefühl und Anteilnahme an anderen Menschen.

Gewissenhaftigkeit

Diese Dimension beschreibt die Art und Weise, wie zuverlässig und organisiert mit Aufgaben und Pflichten umgegangen wird. Personen mit hohen Gewissenhaftigkeitswerten handeln organisiert, sorgfältig, ehrgeizig, zuverlässig und überlegt. Personen mit niedrigen Gewissenhaftigkeitswerten handeln eher sorglos, unbekümmert und wenig detailorientiert.

Aspekte dieser Skala bilden die folgenden Merkmale:

  1. Selbstwirksamkeit: Glaube an die eigenen Fähigkeiten zur Ausübung von Kontrolle und Erarbeitung von Lösungen.
  2. Ordnungsbewusstsein: Tendenz zu Ordnungsliebe und Regelmässigkeit.
  3. Pflichtbewusstsein: Ausmass der Orientierung an ethischen Leitlinien und moralischen Geboten.
  4. Leistungsorientierung: Ausmass von Leistungsansprüchen an die eigene Person und zielorientiertem Leistungsstreben.
  5. Selbstdisziplin: Fähigkeit und Motivation, die Erledigung von Aufgaben unter Überwindung von Hindernissen sowie über längere Zeiträume in Angriff zu nehmen, aufrecht zu erhalten und abzuschliessen.
  6. Vorsicht: Tendenz zu bedachtem und umsichtigem Handeln.

Eine ausführlichere Beschreibung der mit den Aspektskalen vergleichbaren Facettenskalen findet sich im Testmanual zum revidierten NEO Persönlichkeitsinventar (NEO-PI-R) von Ostendorf & Angleitner (2004).

Einsatzbereich

Durch die differenzierte und umfassende Abklärung grundlegender Persönlichkeitsbereiche von Erwachsenen eignet sich der Open NEO-28 für ebenfalls breite Einsatzzwecke in der Klinischen Psychologie, Arbeits- und Organisationspsychologie, Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung, der Lernpsychologie sowie für den psychologischen Forschungskontext.

Normierung (Neunormierung 2018)

Die Normierung des Open NEO-28 wurde ahnhand einer im Rahmen des OPENTEST-Projekts gewonnenen Stichprobe von 689 Probanden im Alter von 16 bis 69 Jahren vorgenommen. Die Stichprobe setzt sich aus 389 Männern und genau 300 Frauen zusammen, die in den Jahren 2012 bis 2018 mit dem Instrumentarium befragt wurden. Das Durchschnittsalter liegt in der Normierungsstichprobe bei 33.6 Jahren.

Gütekriterien

Die interne Konsistenzen liegen für die fünf Globalskalen durchschnittlich bei .88 und bei den 28 Aspektskalen bei durchschnittlich .73 (Cronbach’s Alpha). Die Koeffizienten der Globalskalen können allesamt als gut bis sehr gut bezeichnet werden. Für die Aspektskalen liegen zumindest im Durchschnitt akzeptable bis gute Werte vor, wobei im Einzelnen bei zwei Aspektskalen aus dem Bereich der Offenheit kritische Werte resultieren. Detailliertere Angaben dazu finden sich in den Ergebnissen zur Skalen- und Reliabiltätsanalyse 2018 zum Open Neo-28.

Für die englischsprachige IPIP-Repräsentation sind durchschnittlich etwas höhere interne Konsistenzen (Cronbachs Alpha) im Bereich von 0.71 bis 0.88 für die Aspektskalen nachgewiesen (vgl. IPIP). Die (unreliabilitätskorrigierten) Korrelationen zwischen den Facettenskalen des originären englischsprachigen NEO-PI-R und den Aspektskalen der IPIP-Repräsentation liegen allesamt zwischen 0.86 – 0.99. Als Durchschnittswert über alle Skalen ergibt sich insgesamt eine (ebenfalls unreliabilitätskorrigierte) Korrelation von 0.93. In einer jüngeren deutschen Untersuchung (Treiber et al., 2013) zeigten sich zwischen einer deutschsprachigen IPIP-Fassung und dem Originalinstrument NEO-PI-R Korrelationen von 0.91 bis 0.96 auf Faktorenebene und von 0.57 bis 0.91 auf Ebene der einzelnen Facetten. In dieser Studie wurde allerdings eine deutschsprachige IPIP-Übersetzung mit insgesamt 300 Items eingesetzt.

Bearbeitungsdauer

Die Durchführungszeit für die Beantwortung der insgesamt 180 Items beträgt ca. 45 Minuten.