Open Berufswahltest

Verfahren

Der Open Berufswahltest stellt ein psychometrisches Verfahren zur Messung von Berufswahlinteressen von Jugendlichen im Alter der ersten Berufswahl dar. Das Verfahren richtet sich an jugendliche Schülerinnen und Schüler, die vor der ersten Berufswahl stehen, und bezieht sich in seinen Ergebnissen auf das Schweizerische System der beruflichen Grundbildung sowie weiterführende Schulen. Zweitberufe, Hochschulberufe sowie Berufe der höheren beruflichen Bildung werden in der Ergebnisrückmeldung nicht berücksichtigt, um den Jugendlichen die Übersicht über die Auswahl an Ausbildungsmöglichkeiten unmittelbar nach der Volksschule zu erleichtern.

Beschreibung der Skalen bzw. Merkmale

Dem Instrument liegt ein Modell mit folgenden zwölf Berufs- und Schulinteressensbereichen zugrunde:

• Tiere
• Pflanzen
• Lebensmittel- und Gastwirtschaft
• Kleidung, Textilien und Aussehen
• Gestaltung und Grafik
• Bautechnik und Bauhandwerk
• Maschinen-, Metall- und Elektrotechnik
• Planung, Naturwissenschaften und Informatik
• Handel, Waren, Verwaltung und Verkehr
• Darstellende Künste, Musik und Sprache
• Gesundheit und Soziales
• Schulische Ausbildung (Weiterführende Schulen und schulische Zwischenlösungen)

Das Modell stellt eine Erweiterung und Differenzierung des Modells von Egloff & Jungo (2010) mit neun Berufsinteressenfeldern dar.

Zusätzlich wird auch das bekannte Interessenmodell von Holland mit sechs Dimensionen berücksichtigt:

1. Realistische Orientierung (realistic)
2. Investigativ-forschende Orientierung (investigative)
3. Künstlerisch-kreative Orientierung (artistic)
4. Soziale Orientierung (social)
5. Unternehmerische Orientierung (enterprising)
6. Ordnend-verwaltende Orientierung (conventional)

Beide Modelle und ihr Hintergrund werden im Manual zum Open Berufswahltest näher erläutert.

Einsatzbereich und Abgrenzung

Das Instrument eignet sich für die Anwendung bei Jugendlichen im Alter der ersten Berufswahl. Die Ergebnisse lehnen sich eng an das Schweizerische Bildungssystem der beruflichen Grundbildung an, weshalb vor allem Schülerinnen und Schüler sowie Absolventen der Volksschule angesprochen werden, welche die Planung ihres Weges nach der obligatorischen Schulzeit angehen möchten.

Das Instrument eignet sich nicht für Erwachsene und junge Absolventen von Berufsausbildungen oder weiterführenden Schulen, welche bereits eine Ausbildung im Anschluss an die berufliche Grundbildung (z.B. Höhere Berufsbildung, Hochschulen, Zweitberufe) planen.

Normierung

Die Normierung des Berufswahltests erfolgt auf einer online gewonnenen Stichprobe von 1’443 Probanden im Alter von 13 bis 20 Jahren. Die Stichprobe setzt sich aus 776 männlichen und 667 weiblichen Probanden zusammen, die in den Jahren 2014 bis 2023 mit dem Instrumentarium befragt wurden.

Gütekriterien

Für den Open Berufswahltest können anhand der Normierungsstichprobe Konsistenzwerte von .75 bis .94 über alle Skalen der Interessensbereiche sowie der Holland-Dimensionen ausgewiesen werden.

In den Validierungsstudien zum Instrument zeigen sich konsistente Korrelationen zu den Skalen ähnlicher Verfahren wie dem AIST-3 von Bergmann & Eder (2018) und dem Interessenkompass von Egloff & Jungo (2010).

Detailliertere Angaben finden sich im Manual zum Open Berufswahltest.

Bearbeitungsdauer

Die Durchführungszeit für die Beantwortung der insgesamt 102 Items beträgt ca. 20-30 Minuten.