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Der Open Primary Factors Test orientiert sich an dem persönlichkeitstheoretischen Ansatz von Raymond B. Cattell. Cattell hat in der Mitte des letzten Jahrhunderts auf der Basis psycholexikalischer Vorarbeiten in seinen faktorenanalytischen Untersuchungen 16 grundlegende Persönlichkeitsdimensionen herausgearbeitet und belegt.
Mit dem Open Primary Factors Test werden 15 der 16 Merkmale erhoben, die mit den Persönlichkeitsdimensionen von Cattell korrespondieren oder ihnen inhaltlich sehr nahe kommen:
Beim Open Primary Factors Test handelt es sich um ein umfassendes Verfahren, welches darauf abzielt, alle Aspekte der Persönlichkeit zu erfassen.
1. Wärme
Diese Dimension bezieht sich auf die Distanz oder Tiefe zwischenmenschlicher Beziehungen, die vom Individuum eingegangen und mit Aufmerksamkeit gepflegt werden. Wärme beschreibt in diesem Sinne das Ausmass, in welchem das Interesse an anderen Menschen und ihren Bedürfnissen gegeben sowie die Nähe im Kontakt mit anderen gesucht wird.
2. Emotionale Stabilität
Diese Skala beschreibt das psychische Wohlbefinden, die emotionale Ausgeglichenheit und das Gefühl einer Person, im Grossen und Ganzen mit den Herausforderungen des Alltags zurecht zu kommen.
3. Durchsetzungskraft
Im Fokus steht bei dieser Dimension die Tendenz, eigene Überzeugungen bzw. den eigenen Willen durchzusetzen und Kontrolle auszuüben, um eigene Ziele besser erreichen zu können. Auf der anderen Seite der Dimension steht hingegen eine Verhaltenstendenz, die es der Person erlaubt, sich dem Willen anderer anzupassen und kooperativ auf deren Wünsche Rücksicht zu nehmen.
4. Lebendigkeit
Das Merkmal der Lebendigkeit widerspiegelt eine Art spielerische Spontaneität und natürliche Ausdruckskraft. Ein entsprechendes Verhalten erregt bei anderen häufig Aufmerksamkeit in positiver oder auch negativer Ausprägung.
5. Pflichtbewusstsein
Diese Dimension beschreibt die Verinnerlichung kultureller Standards als richtig oder falsch und deren Niederschlag in der Verhaltenssteuerung, womit auch die Bereitschaft zu eher konventionellem oder tendenziell unkonventionellem Verhalten zusammenhängt.
6. Soziale Kompetenz
Die soziale Kompetenz beschriebt das Vermögen, sich in verschiedenen sozialen Kontexten und Beziehungen wohl zu fühlen sowie sich gewandt zu verhalten. Massgeblich ist auch die Leichtigkeit im Umgang mit noch fremden Menschen und in der Herstellung von Kontakten.
7. Empfindsamkeit
Empfindsamkeit beschreibt das Ausmass, in welchem persönliche ästhetische Kriterien und Gefühle in eigene Beurteilungen einfliessen. Damit einher geht auch eine differenzierte und ganzheitlich orientierte Betrachtungsweise von Geschehnissen und Subjekten.
8. Misstrauen
Diese Skala bezieht sich auf die Neigung, anderen Menschen grundsätzlich zu vertrauen oder eher zu misstrauen. Misstrauen steht dabei für die skeptische Tendenz, die Aufrichtigkeit und die lauteren Absichten anderer in Frage zu stellen und eine Übervorteilung zu fürchten.
9. Abgehobenheit
Diese Dimension bezieht sich auf die grundsätzliche Art und Weise der gedanklichen Ausrichtung eines Menschen. Abgehobenheit steht dabei für eine primär gedankliche Beschäftigung mit Ideen, Vorstellungen und Phantasien anstelle einer stets auf die praktische Umsetzung bezogenen Orientierung des Denkens an tatsächlichen Anforderungen und Gegebenheiten.
10. Zurückhaltung
Diese Skala widerspiegelt das Ausmass an Bereitschaft und Gewohnheit, sich selbst zu offenbaren und persönliche Gedanken oder Absichten preiszugeben. Zurückhaltung beschreibt dabei die Neigung, sich anderen Menschen gegenüber eher bedeckt, diskret und verschlossen zu verhalten.
11. Besorgtheit
Bei diesem Faktor beschreibt das Ausmass des Vertrauens in eigene Handlungen, die eigene Person und allgemein in Entwicklungen im Umfeld. Besorgtheit beschreibt dabei die Tendenz, sich allgemein rasch und häufig Sorgen und Gedanken über zurückliegende und vorgesehene Handlungen bzw. Ereignisse zu machen.
12. Offenheit und Komplexität
Diese Dimension bezieht sich auf das Ausmass an Aufgeschlossenheit und die Bereitschaft für neue Erfahrungen und Veränderungen. Offenheit und Komplexität steht hierbei für eine ausgeprägte Experimentierfreudigkeit und eine zugleich schwache Orientierung an starren Gewohnheiten und Traditionen.
13. Introversion
Diese Skala fokussiert die Vorliebe für gesellschaftliches Zusammensein und Orientierung an anderen vs. Rückbesinnung auf sich selbst. Introversion beschreibt in diesem Zusammenhang das Bedürfnis, sich selbstgenügsam und ungestört mit eigenen Überlegungen, Absichten und Plänen beschäftigen zu können.
14. Perfektionismus
Kern dieser Skala ist das Ausmass an angestrebter und gelebter Organisiertheit eines Menschen. Perfektionismus steht hierbei für ein ausgeprägt systematisches, selbstdiszipliniertes und planvolles Handeln, wobei Unvorhergesehenes grundsätzlich als Störung wahrgenommen wird.
15. Spannung
Der letzte Primärfaktor bezieht sich auf das Ausmass nervöser Spannung und innerer Getriebenheit. Eine hohe Anspannung steht für ein tief liegendes Erregungsniveau und eine grundlegende Umtriebigkeit eines Menschen.
Zusatzskala (Antwortstil): Impression Management
Der IM-Wert erfasst die Antworttendenz zur sozialen Erwünschtheit und damit die Neigung, sich in einem besonders positiven Licht darzustellen. Die soziale Erwünschtheit kann in Persönlichkeitstests als übergreifender Stil der Selbstbeschreibung verstanden werden, welcher sich stark an sozialen Erwartungen und Normen orientiert.
Eine sehr detaillierte Beschreibung gleichwertiger Merkmale findet sich im Testmanual zum 16-Persönlichkeits-Faktoren-Test in seiner revidierten Fassung von Schneewind & Graf (1998).
Im Unterschied zu vergleichbaren Verfahren bietet das Instrument eine umfassende Beschreibung der Persönlichkeit im Erwachsenenalter. Die Anwendungszwecke sind entsprechend breit und reichen von der Arbeits- und Organisationspsychologie, Laufbahn- sowie Mitarbeiterberatung und Personalplatzierung über die Lernpsychologie bis hin zur Klinischen Psychologie sowie der grundlagen- oder anwendungsbezogenen Forschung in verschiedensten Bereichen.
Die Normierung des Open Primary Factors beruht auf einer im Rahmen des OPENTEST-Projekts gewonnenen Stichprobe von 796 Probanden im Alter von 16 bis 68 Jahren. Die Stichprobe setzt sich aus 422 Männern und 374 Frauen zusammen, die in den Jahren 2010 bis 2020 mit dem Instrumentarium befragt wurden. Das Durchschnittsalter liegt in der Normierungsstichprobe bei 36.4 Jahren.
Für das OPENTEST-Verfahren können anhand der Normierungsstichprobe Konsistenzwerte von .70 bis .89 nachgewiesen werden. Im Mittel liegt die interne Konsistenz für die 15 Primärfaktoren bei .82. Detailliertere Angaben finden sich in den Ergebnissen zur Skalen- und Reliabiltätsanalyse 2021 zum Open Primary Factors. Aufgrund früherer Analysen wurden bereits auf Anfang 2015 auch Anpassungen an der Konstruktion des Verfahrens vorgenommen, die ebenfalls in den Ergebnissen beschrieben werden.
Belege zur Validität des Open PF liefert eine Vergleichsstudie von Mengis (2015), wo sich Korrelationen von .46 bis .84 zwischen den korrespondierenden Skalen des Open PF und des 16PF-R ergeben. Interessanterweise liegt der daraus resultierende Durchschnittswert von .66 genau gleich hoch wie die durchschnittliche Korrelation zwischen den betreffenden Skalen des englischsprachigen 16PF-Tests und der englischsprachigen IPIP-Repräsentation (vgl. IPIP).
In derselben Studie wurden auch die Mittel- und Medianwerte der Testprobanden aus beiden Verfahren verglichen. Die Autorin kommt dabei zu folgendem Schluss: “Die Mittel- und Medianwertvergleiche sehen auch fast durchgängig sehr überzeugend aus. Im Vergleich zwischen den Tests aber v.a. auch innerhalb des jeweiligen Testformats liegen diese meistens sehr nahe beieinander, was auch für die Qualität der Normen, die Opentest eigenständig entwickelt hat, spricht.” (Mengis, 2015, s. 82).
Die Durchführungszeit für die Beantwortung der insgesamt 160 Items beträgt ca. 30-45 Minuten.